erlesen – Der Wert vom Wort 20 bedruckte Leinwandfahnen mit ausgewählten Texten und Illustrationen |
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Ausschnitt | ||||||||||||||||||||||||||||||
Anliegen des Zyklus erlesen Nur das Wort kann Wahrheit leisten: Alleine im Wort ist Wahrheit zu finden, nur das Wort kann Trägerin von Wahrheit sein. Alleine Sprache ist in der Lage, Wahrheit zu vermitteln. Und alleine mittels Sprache können wir Wahrheit aufnehmen, verstehen und ihr zustimmen oder sie ablehnen. Der Mensch ist daher auf Sprache angewiesen. Die Aufgabe von Sprache liegt in der Benennung von Realitäten und in der Vermittlung von Information. Sie hat nicht die Aufgabe der Erzwingung von Bekenntnissen durch künstliche Codes. Wenn Sprache künstlich so verändert wird, dass sie Wahrheit nicht mehr leisten kann, wird sie in der Konsequenz zum Instrument von Lüge. Viktor Klemperer schreibt in seinen LTI (Lingua Tertii Imperii – Untersuchungen über die Sprache des Dritten Reiches) über die Veränderung der Sprache durch die Nationalsozialisten: "In immer neuen Wendungen gibt sich die Angst vor dem denkenden Menschen, der Haß auf das Denken zu erkennen." Der Zyklus erlesen möchte bewusst machen, dass künstliche Veränderung von Sprache die Würde des Menschen antastet und ist somit ein Plädoyer für den Erhalt unveränderter Sprache. |
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Die Alphabet-Karte als Lesehilfe Für das Projekt erlesen wurde ein eigenes Alphabet entwickelt. So wurden die ausgewählten Texte auf den Fahnen in Schriftzeichen aufgedruckt, die dem Leser unbekannt sind. Die Alphabet-Karte übersetzt die Buchstaben A bis Z des unbekannten in das lateinische Alphabet. Mit dieser Lesehilfe können Betrachter die Texte auf den Fahnen Wort für Wort erlesen. |
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Alphabet-Karte, Vorder- und Rückseite | ||||||||||||||||||||||||||||||
Der Wert vom Wort – Die Gedanken zum Zyklus erlesen |
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Ausschnitt der Fahne "Präambel der Bayrischen Verfassung" | ||||||||||||||||||||||||||||||
Welche Bedeutung hat das Wort für uns? Sprache ist eine schöpferische Kraft, die dem Menschen gegeben ist. In ihrer Anwendung entspringt sie dem Denken des Einen und befördert das Denken im Anderen. Die Fähigkeit zu eigenständigem Denken ist der Grund für individuelle Verantwortung und stellt den Menschen in seine Mündigkeit. Aus diesem Grund ist jeder Mensch auf qualitätsvolle Information durch das gesprochene und geschriebene Wort angewiesen. |
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Ausschnitt der Fahne "Wort an Wort" / Rose Ausländer | ||||||||||||||||||||||||||||||
Wie hat sich das Wort verändert? Die Moderne hat die Vermittlung von Information stark vereinfacht und greift verändernd in Sprache ein. Damit hat sie die Qualität der Sprache grundlegend abgesenkt. Nicht nur hat sie das Wort durch das Bild verdrängt, indem ihre Medien den Schwerpunkt der Informationsvermittlung auf visuelle Eindrücke verlegten. Fortschreitende Bemühungen, Sprache in zahlreichen Bereichen des Lebens zu vereinfachen, senken das Qualitätsniveau zusätzlich ab. Darüberhinaus erfolgen Eingriffe in die Sprache, die sich nicht aus der praktischen Anwendung ergeben, sondern künstlich konstruiert sind. |
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Ausschnitt der Fahne "Aus dem Buch Hiob" / die Bibel | ||||||||||||||||||||||||||||||
Welche Folgen hat der Qualitätsverlust an Sprache? Worte aktivieren das Denken, während Bilder das Denken durch Emotionen überlagern. Vereinfacht dargebotene Information wird durch den Empfänger nicht mehr erarbeitet, diskutiert und reflektiert - nicht untersucht, hinterfragt und kritisch betrachtet. Information, die nur oberflächlich konsumiert wird, führt in eine Denklethargie, während künstliche Eingriffe in die Sprache verändernd auf das Denken des Empfängers wirken. Eine Vernachlässigung des Wortes beeinträchtigt daher nicht nur eigenständiges Denken und eigenverantwortliches Handeln – sie begünstigt auch die Anfälligkeit für Manipulation. |
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Ausschnitt der Fahne "Einsamkeit" / Rose Ausländer | ||||||||||||||||||||||||||||||
erlesen – Ein Plädoyer für den Wert vom Wort Der Zyklus erlesen möchte an die Bedeutung des Wortes erinnern, die weit über die bloße Informationsvermittlung hinausgeht. Die Arbeit wendet sich gegen den Verlust der Qualität in unserer Sprache – sei es durch Eingriffe oder durch Vereinfachung. Damit ist der Zyklus erlesen ein Plädoyer für den sorgfältigen Umgang mit dem Wort – sowohl durch den Konsumenten als auch durch diejenigen, die Information bereitstellen. |
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Ausschnitt der Fahne "Von der Dummheit" / Dietrich Bonhoeffer | ||||||||||||||||||||||||||||||
zu den Fahnen | ||||||||||||||||||||||||||||||
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