Von Eden bis Bayern
     
 

Über den Zyklus

Der Ölbild-Zyklus „Von Eden bis Bayern“ stellt die beiden Begriffe nebeneinander und setzt sich einem breiten Spektrum von Assoziationen aus. Die Gegenüberstellung der beiden Begriffe geht dem Gedanken nach, welche Bedeutung Eden bis heute für unsere Lebenswelt hat.

Der Zyklus präsentiert die Schöpfung gemäß dem Bericht der Genesis und stellt die Kuh als verbindende Assoziation zwischen Eden und Bayern ins Zentrum.

Technik
Der Zyklus wendet eine eigene Maltechnik an, die gegenständliche Elemente mit abstrakten Ansätzen verbindet und Geometrie implementiert. Mit der Zusammenführung der drei Komponenten entsteht eine zusätzliche Bildebene, die eine eigenständige Bewegung entfaltet und die Erzählung verstärkt. Alle Bilder sind mit Öl auf Leinwand in Schichtentechnik gemalt.

 
   
 
Szenen der Schöpfung
Die Genesis beschreibt, wie am fünften Tag der Schöpfung Vögel am Himmel und Fische im Meer erschaffen wurden ...
     
 
Vögel am Himmel – 70x100 cm Fische im Meer – 70x100 cm


 
   
 
  Aufm Bichl
... am darauffolgenden Tag wurden die Landtiere erschaffen. Einige von ihnen avancierten zum bis heute auf den Hügeln Bayerns (bayrisch: Bichl) allseits präsenten Wahrzeichen des Landes..
 
     
   
Aufm Bichl – 120x120 cm  
 
   
 
Verbotene Frucht
Der Text berichtet, wie mit dem Genießen der verbotenen Frucht die Sünde in den Garten Eden und mit ihr der Tod in die Welt einzog. Seither verlangt sie nach Erlösung.

Die Genesis erwähnt zwar keinen Apfel. Sie spricht lediglich von einer Frucht und von der „Lust für die Augen“. Die Künstler vergangener Jahrhunderte setzten durchgehend darauf, dass der Apfel der Beschreibung am nächsten käme und reichten ihn über Epochen hinweg in Kunstwerken aller Genres weiter.

Ihre Kür des Apfels zum Symbol für die verbotene Frucht hat dazu geführt, dass das Objekt der Versuchung im christlichen Kulturkreis ganz selbstverständlich als Apfel identifiziert wird. Und deshalb wird er auch in diesem Bild weiter gereicht.
 
Der Apfel – 100x70 cm
 
   
 
  Mauer im Garten Eden
Das Bild erzählt die Episode im Garten Eden, als der Mensch mit seinem Fehltritt konfrontiert wird. Die Genesis beschreibt, wie die Protagonisten ihre Schuld auf den jeweils Anderen abzuwälzen versuchen. Es bleibt ihnen dennoch nicht erspart, sich zu verantworten.

Die grundlegende Bildidee für das Bild „Wo bist Du?“ nimmt seinen Anfang im Blick auf das Portal des Hildesheimer Doms. Die sogenannte Bernwardtür des Hildesheimer Doms ist die älteste Bronzetür des Mittelalters, die mit Figuren gegossen wurde. Sie erzählt die biblische Heilsgeschichte in einem sechzehn-teiligen plastischen Großbildzyklus nach.
Eines der sechzehn Felder der Bernwardtür zeigt in plastischer Ausführung, wie Adam seine Schuld auf Eva schiebt, die wiederum die Schlange zur Schuldigen erklärt.

Das aus der Bildidee entwickelte Ölbild versteckt die Protagonisten hinter einer Mauer aus Feigenblättern, von wo aus sie die eigene Verantwortung an den jeweils Anderen weiterschieben. Hinter der Mauer aus Selbstrechtfertigung und Selbstgerechtigkeit verschwindet das "Bild Gottes", in dem der Mensch ursprünglich erschaffen war.
 
     
   
Wo bist du? – 120x120 cm  
 
   
 

 

Sturz der Schlange
Die letzte Episode im Garten Eden dokumentiert ein Versprechen:
Die Vertreibung aus dem Garten Eden soll eines Tages durch einen Erlöser rückgängig gemacht werden.
Die Genesis erzählt, dass Eva noch im Garten Eden das Versprechen erhält, dass einer ihrer Nachkommen den Sündenfall und den mit ihm einher gehenden Tod reparieren wird.

„.. derselbe soll der Schlange den Kopf zertreten…“ (Genesis 3,15)

Das Ölbild „A bis O“ greift diese Aussage auf und verbindet es mit einer weiteren Episode, die sich nach der alttestamentlichen Überlieferung zu einem späteren Zeitpunkt während des Exodus des jüdischen Volkes ereignet:
Nach ihrem Auszug aus Ägypten sterben viele aus dem Volk in der Wüste an Schlangenbissen. Mose soll auf Geheiß Gottes einen ehernen Stab aufrichten, an dem eine Schlange hängt. Jeder, der die Schlange ansieht, soll trotz Schlangenbiss unversehrt bleiben.

Das Ölbild führt die beiden Ereignisse der alttestamentlichen Überlieferung zusammen und schlägt eine Brücke zu neutestamentlichem Verständnis.

A bis O – 70x100 cm
 
   
 
 

Azazel
Die mosaische Weisung gibt vor, dass am großen Versöhnungstag die Schuld des ganzen Volkes nicht nur durch Opfertiere gesühnt, sondern auch auf einen Ziegenbock gelegt werden soll: Der Priester legt seine Hände auf den Kopf des Ziegenbocks und bekennt die Sünden des Volkes. Damit legt er alle Sünden, die dabei benannt werden, auf den Bock. Danach wird der Ziegenbock von einem Diener in die Wüste geführt und dort losgelassen: Der Bock trägt symbolisch alle zuvor genannten Verschuldungen weg in die Wüste, wo sie vergessen sein sollen.

Eine jüdische Erzählung im Talmud besagt, dass die Rabbiner dem Bock ein rotes Band an eines seiner Hörner banden, bevor sie ihn der Wüste preis gaben. Eine zweite Hälfte des roten Bandes hinterlegten sie im Tempel. Nun geschah es, dass sich die rote Farbe des hinterlegten Bandes jedes Jahr nach dem Versöhnungstag zuverlässig in Weiß verwandelte. Die für den Kult Verantwortlichen interpretierten die Verwandlung der Farbe Rot in Weiß als Bestätigung dafür, dass Gott die zuvor bekannte Sünde vergeben hatte. Der Vorgang bestätigte die Verheißung aus Jesaja 1,28: „Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.“

Die Erzählung fährt fort, dass in den letzten 40 Jahren vor der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. das rote Band des Versöhnungstags seine Farbe nicht mehr änderte:
Talmud, Mas. Rosh haShana 31b:
„Und in einer Baraita wird gelehrt: In den vierzig Jahren vor der Zerstörung des Zweiten Tempels wurde das Band purpurfarbener Wolle nicht weiß, sondern nahm eher einen dunkleren Rotton an.“

Nach christlichem Verständnis wurde die Funktion des Ziegenbocks obsolet, nachdem Jesus im Jahr 30 n.Chr. für die Sünde gestorben und auferstanden war.

Die deutsche Sprache hat aus diesen Überlieferungen das geflügelte Wort des „Sündenbocks“ ebenso übernommen, wie die Redewendung „jemanden in die Wüste schicken“.

Der Sprachgebrauch belegt nicht nur die enge Verknüpfung zwischen jüdischer und christlicher Kultur. Er dokumentiert die Verankerung christlicher Glaubenskonzepte in der jüdischen Tradition.

 
     
   
Azazel – 120x120 cm  
 
   
 
  Frische Weide
"..Ihr werdet springen wie die Mastkälber"
.. heißt es im Buch Maleachi im Alten Testament.
 
     
   
Frische Weide – 120x120 cm  
  Die Rote Kuh
Die Kuh wird im Zyklus nicht nur als Symbol für Bayern präsentiert. Im mosaischen Kult steht insbesondere die rote Kuh für Reinigung.
 
     
   
Rote Kuh – 120x120 cm  
 
     
 

"Von Eden bis Bayern" wurde im Herbst 2024 in Traunstein, Alte Wache im Rathaus, ausgestellt.

Bereits im September 2022 wurde eine Auswahl erster Arbeiten aus dem Zyklus in der ehemaligen Eisenhütte, heute Museum Maxhütte, in Bergen ausgestellt. Die Ausstellung wurde im Rahmen der Kulturtage Bergen und Siegsdorf gezeigt.