Der sechste Tag,
zweiter Teil

 
   

Der sechste Tag – zweiter Teil – „Wir wollen Menschen machen nach unserm Bild, uns ähnlich“
Am sechsten Tag formt Gott den Menschen, den er mit der höchsten Komplexität ausstattet. Ihm werden zudem Eigenschaften und Bestimmungen mitgegeben, die ihn deutlich über das bisher geschaffene Leben hinausheben.

„wir wollen Menschen machen“
Der Wille Gottes: Der Mensch kommt aus dem Willen des Schöpfers und aus Gottes Hand.
Jeder Mensch geht auf den Willen Gottes zurück, er ist somit nach Gottes Plan geschaffen und ausgestattet. Damit ist er auch in eine Beziehung zu Gott gestellt, der ihm seinen Platz in der Welt zuweist. Daraus geht zugleich hervor, dass Gott jeden Menschen mit einem Auftrag betraut hat. Da er aus dem Willen Gottes hervorgeht, ist der Mensch nicht aufgrund des Wollens der Eltern oder durch Zufall in die Welt gestellt. Der Schöpfer als Ursache des Menschen verleiht ihm seinen Wert und seine Würde. Wenn der Mensch aus Gottes Willen hervorgeht, zeigt das auch, dass Gott jeden einzelnen Menschen als sein Geschöpf bejaht und sein Leben gewollt hat. Aufgrund dieser Zustimmung zu jedem Einzelnen wird verstehbar, dass Gott jeden Menschen vor dem ewigen Tod retten will.

„die sollen herrschen“
Der Auftrag des Menschen: Im Garten Eden hat Gott den Menschen mit dem Auftrag der Herrschaft über die Welt betraut, die dieser durch den Sündenfall Adams eingebüßt hat. Auch den Nachkommen Adams teilt Gott ihren Auftrag in der Welt zu. Zuallererst sind wir aufgefordert, Gott zu suchen und zu finden, um unser Leben in die Beziehung mit Gott zu stellen und nach seinen Geboten auszurichten.

„zum Bilde Gottes schuf er ihn“
Das Bild Gottes: Die von Gott geschaffenen Menschen tragen das Bild ihres Schöpfers, das sie zu einer Beziehung mit Gott befähigt. Der Schöpfer hat damit die Zugehörigkeit des Menschen zu Gott gestiftet. Er hat den Menschen in Freiheit geschaffen, in der dieser der Beziehung mit Gott zustimmen oder sie verweigern kann.

Das Bild Gottes drückt sich in zentralen Merkmalen des Menschen aus.

Verantwortung: Der Mensch ist in eine Verantwortung gestellt, der er in Freiheit nachkommen soll. Diese fordert ihn auf, Gottes Geboten zu folgen und darin auf Gott zu antworten. Nach dem Sündenfall Adams sind wir als seine Nachkommen durch die Sünde von Gott getrennt und unfähig zur Gerechtigkeit Gottes. In Jesus Christus geht Gott uns nach und bietet uns die Wiederherstellung der Beziehung mit ihm an. Jeder Mensch steht in der Anforderung, auf dieses Angebot eine Antwort zu geben. Da der Mensch seine Antwort in Freiheit gibt, trägt er alleine die Folgen seiner Entscheidung.

Kommunikation: Gott hat die Menschen mit Sprache ausgestattet. Diese befähigt uns, in Kommunikation zu treten. Auch seine Kommunikation mit uns hat Gott in Sprache angelegt, indem er uns sein Wort gegeben hat. In der Bibel finden wir Gottes Anrede an uns. In ihr teilt er uns mit, wer er ist und was er von uns Menschen erwartet. Die Sprachfähigkeit des Menschen ermöglicht es ihm, Gott in dessen Wort zu hören und zudem, auf die Anrede Gottes eine eigene Antwort zu geben.

Intelligenz: Der Mensch ist mit Intelligenz ausgestattet, um innerhalb der Grenzen der Schöpfung selbst schöpferisch tätig zu sein. Er hat die Aufgabe, seine Intelligenz zur Pflege und zum Erhalt der Welt einzusetzen.

Gewissen: Gott hat die Menschen mit einem Gewissen ausgestattet, das Gottes Gesetz kennt.
Das Gewissen stimmt mit Gott überein. Diesem Gewissen ist jeder Mensch verpflichtet. Der Psychiater Dr. Raphael Bonelli aus Wien legt in seinem Vortrag „Psychologie und Schuld“ dar, dass jeder Mensch ein inneres Wertesystem hat. Dieses entspricht den zehn Geboten, die Gott dem Volk Israel am Berg Sinai gegeben hat und die wir in der Bibel in 2.Mose 20,1-17 finden. Dr. Bonelli erläutert, dass nach seiner Beobachtung im langjährigen Umgang als Psychiater mit Patienten die zehn Gebote in jedem Menschen als inneres Bewußtsein vorhanden sind und der Wertekatalog für das richtige Handeln, für Gut und Böse sowie für Schuld im Menschen selbst angelegt ist. Das innere Gesetz, das sich im Gewissen zeigt, ändert sich nicht, wenngleich es durch abweichende Prinzipien und den Zeitgeist verdrängt wird. Auch wenn sich der moderne Mensch seines Gewissens nicht bewusst ist, tritt es doch stets sehr deutlich immer dann zutage, wenn er selbst Opfer der Schuld eines anderen wird. Die erlittene Übertretung wird dann klar als Verstoß empfunden. Wenn dem modernen Menschen selbst Unrecht geschieht, reagiert dieser mit präziser Erkenntnis von Schuld des anderen. Der Maßstab dieser Schulderkenntnis entspricht dem Dekalog genau.

Freiheit: Dietrich Bonhoeffer erklärt, dass die Freiheit, in der Gott den Menschen schuf, in seiner Beziehung zu Gott liegt. Sie ist nicht primär Freiheit von etwas, sondern Freiheit für Gott und den anderen. Wenn er sein Frei-sein-für unter der Herrschaft Gottes lebt, ist der Mensch frei von der Herrschaft der Sünde, anderer Mächte und Menschen.

Beziehung: Durch die Fähigkeit zur Beziehung, die ihnen von Gott gegeben ist, stehen Menschen in Beziehung miteinander. Zuallererst aber ermöglicht diese Ausstattung dem Menschen, mit Gott in Beziehung zu treten und zu bleiben. In dieser steht der Mensch in untergeordneter Position. Herbert Jantzen, Professor für Dogmatik, erklärt in einem Vortrag über das Wesen des Menschen, dass dieser in seiner Unterordnung darauf angewiesen ist, dass Gott seine Bedürfnisse erfüllt. Die Grundbedürfnisse des Menschen liegen nach Prof. Jantzen in Genießen, Haben und Sein. Im Genießen sind alle Bereiche enthalten, die zur Erhaltung des Lebens dienen, wie Nahrung, Partnerschaft und Gemeinschaft. Das Haben mit Besitz und Arbeitsbereichen dient der Lebensgestaltung, während im Streben nach Sein das Bedürfnis nach Bedeutung liegt. Alle Grundbedürfnisse sind in sich gut und lebensbejahend. Der Mensch muss ihre Erfüllung von Gott erwarten und empfangen. Der sündige Mensch aber nimmt sich ihre Erfüllung selbst und ohne Gott, mit allen lebensfeindlichen Folgen für sich und seine Umwelt.

„Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde“
Auch die Menschen werden mit Fruchtbarkeit gesegnet. In diesem Segen ist der Auftrag Gottes an den Menschen enthalten, die Erde mit Menschen zu füllen.

„und machet sie euch untertan und herrschet“
Der Mensch soll in einer untergeordneten Beziehung zu Gott und in Freiheit über die Erde herrschen, um die Erde zu bebauen und zu erhalten.